Schon Hippokrates
sagte: "Die Wirbelsäule trägt Ursache und Wirkung in Eins", und
beschrieb, daß man Wirbel zurechtrücken müsse. Seit dem
Mittelalter gibt es Aufzeichnungen über manuelle Behandlung der
Wirbelsäule.
Im
späteren Mittelalter ging diese Behandlungsmethode auf
Laienbehandler über
und wurde erst im vorigen Jahrhundert über
Amerika und die Schweiz wieder salonfähig. Man nahm lange an, daß
Verrenkungen oder Einklemmungen von Nerven eine Rolle spielen
würden, weswegen diese Ausdrücke auch heute noch gebräuchlich
sind, obwohl sie nicht zutreffen.
Was ist Chirotherapie
Die Chirotherapie ist
nichts anderes als die Behandlung von rückbildungsfähigen
Funktionsstörungen der Wirbelsäule und der Gelenke durch
Handgriffe - also eine echte Behandlung in engeren Sinn. Die
Diagnose erfolgt durch genaue Untersuchung von Hand, wobei der
erfahrene Chirotherapeut sofort die Problemzonen ertastet.
Ein
Chirotherapeut ist ein Arzt - gleich welcher Fachrichtung -, der
sich diese Zusatzbezeichnung durch entsprechende Kurse und
Prüfungen erworben hat.
Nach unseren heutigen Erkenntnissen
ist die Ursache eine Reflexstörung, die von den den sogenannten
Nocizeptoren - Empfängerorganen, die vor Schaden schützen - der
Wirbelsäule, meist der kleinen Wirbelgelenke ausgeht. Ein solches
Geschehen bezeichnen wir als Blockierung. Eine Blockierung führt
nach einiger Zeit zu Schmerzen und vielfältigen Beschwerden, die
oft gar nicht mit der Wirbelsäule in Verbindung gebracht werden.
Blockierungen gibt es nicht nur bei der Wirbelsäule, sondern
auch an den Gelenken.
Auch diese Blockierungen können
Beschwerden hervorrufen, die man nicht unbedingt vermuten würde.
Sehr oft bestehen Blockierungen schon sehr lange, manchmal
sogar seit der frühesten Kindheit. Da Blockierungen nur durch
chirotherapeutische Untersuchungsmethoden erkennen sind, ergeben
sich daraus leider viele Fehldiagnosen und für sehr viele
Patienten lange Leidenswege.
Die Chirotherapie ist eine
bewährte Methode, um Blockierungen zu lösen. Dazu werden bestimmte
Handgriffe angewandt.
Allerdings hängt der Erfolg auch sehr
vom Können des Chirotherapeuten ab.
Die Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie e. V. (DGCh) will
hier für mehr Klarheit sorgen. Die ausgebildeten Chirotherapeuten
können sich durch Diplomkurse weiterbilden. Damit hat dann auch
der Patient eine gewisse Sicherheit, an einen guten Therapeuten zu
kommen. Leider bestehen immer noch große Vorurteile und falsche
Vorstellungen über die Chirotherapie.
Dabei wird übersehen,
daß sich die moderne Chirotherapie inzwischen wissenschaftlich
etabliert und fundiert ist und sich in Theorie und Praxis
erheblich von den früher geübten Methoden unterscheidet. (Weitere
Informationen über das Blockierungsgeschehen mit schematischen
Darstellungen finden Sie auch im Thema des Monats Mai 2001.) An
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Anwendungsgebiete
Die Chirotherapie ist keine
Allheilmethode, aber es gibt sehr viele Krankheitsbilder, die von
der Wirbelsäule kommen, und an die man nicht denkt. Beispielhaft
sind hier eine Reihe von Krankheitsmerkmalen (Symptomen)
zusammengestellt, die von der Blockierungen der Wirbelsäule
ausgehen können.
Ausgehend von der Halswirbelsäule können
folgende Beschwerden vorkommen:
· Kopfschmerzen,
· Dreh- und Schwank-Schwindel,
· Hörstörungen und Ohrgeräusche (Tinnitus), Hörsturz,
· Sehstörungen,
· Kloßgefühl,
· rauher Hals und rauhe Stimme (Dysphonie),
· Schmerzausstrahlungen in die einzelnen Trigeminusäste im
Gesicht,
· Konzentrationsstörungen mit Beeinträchtigung des
Mittelzeitgedächtnisses und rascher Ermüdbarkeit,
· Schlafstörungen,
· Herzbeschwerden,
· fortgeleitete Beschwerden in die Schulter, Tennisellbogen
(Epicondylopathie) - oft als alleinige Ursache oder in Kombination
-, und
· psychische Veränderungen, insbesondere sekundäre
Depressionen und Reizbarkeit.
Von Seiten der Brustwirbelsäule:
· Schulterschmerzen,
· Oberbauchbeschwerden,
· ein- oder beidseitige Schmerzen zwischen den Rippen
(Intercostalneuralgie),
· Herzbeschwerden,
· Störungen der Atmung (Asthmatiker),
· Magen- und Verdauungsstörungen.
Lendenwirbelsäule und Kreuzbein-Darmbeinfuge:
· Schmerzen in der Nierengegend,
· Darmkrämpfe, Unterleibsbeschwerden bei Frauen,
· Prostatabeschwerden,
· sogenannte Leistenzerrung,
· Hüftbeschwerden,
· Schmerzen am hinteren Oberschenkel,
· unklare Bein- oder Kniebeschwerden, Kniegelenke,
· Fußbeschwerden, insbesondere Fersenschmerz.
Es ist so, daß meistens Blockierungen in allen Abschnitten
vorliegen, wobei die Ursache der Beschwerden in einem ganz anderen
Abschnitt liegen kann, als man denkt. Auch bei nachgewiesenen
Bandscheibenvorfällen kann die Chirotherapie manchmal hilfreich
sein.
In zahlreichen Fällen war nicht etwa ein durch
Computertomogramm nachgewiesener Bandscheibenvorfall die Ursache
der Beschwerden, sondern Blockierungen an anderer Stelle.
Blockierungen können beispielsweise durch einseitige Belastungen,
Fehlhaltungen, Stürze, und innere Erkrankungen verursacht werden.
Sie können aber auch nach einer Narkose auftreten.
Methoden
Wie stellt der
Chirotherapeut eine Blockierung der Wirbelsäule fest?
Wie löst der Chirotherapeut eine Blockierung
der Wirbelsäule?
Die eigentliche Behandlung
gliedert sich in mehrere Abschnitte.
· Die Lagerung,
· Kontaktaufnahme - wobei Kontakt mit dem blockierten Wirbel
aufgenommen wird -,
· und die Spannung - es wird ein entsprechender
Spannungszustand in diesem Bereich ausgeübt.
· Zwischen der Spannung und dem späteren Impuls liegt der
Probezug, wobei die Bewegung in die freie Richtung verstärkt wird
und weit über das hinausgeht, was später beim Impuls erfolgt.
Dadurch werden Gegenanzeigen ausgeschlossen.
· Und schließlich der Impuls, welcher nur ein Zehntel der
Krafteinwirkung betragen soll, die vorher bei der Spannung
ausgeübt wurde. Er ist ganz, ganz klein und rasch, wie ein darauf
gesetzter i-Punkt. Er kann - muß aber nicht - von einem Knacken
begleitet sein. Das Knacken zeigt lediglich an, daß das Gelenk zum
Klaffen gebracht wurde. Oft ist der Impuls überhaupt nicht
erforderlich, weil sich viele Blockierungen bereits bei der
Spannung oder beim Probezug lösen.
Der Erfolg der Behandlung kann sofort kontrolliert werden,
indem der Chirotherapeut feststellt, daß die Irritationszone (also
die oben beschriebene Verhärtung der Muskulatur) verschwunden ist
und der Patient meist sofort eine Erleichterung verspürt. An den
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Ergänzende Maßnahmen
Erst nach Beseitigung der
Blockierungen ist eine Nachbehandlung wie zum Beispiel
Krankengymnastik sinnvoll, besonders um Rückfälle zu vermeiden.
Ganz wichtig ist jedoch die aktive sportliche Betätigung wie
Schwimmen, Gehen, richtiges Radfahren und Entspannungsübungen. Der
regelmäßige Besuch eines verantwortlich geführten Fitneßstudios
führt ebenfalls einem guten Muskelaufbau. Denn nur eine kräftige
Muskulatur kann die Wirbelsäule halten, stützen und entlasten und
damit zu einem erheblich gesteigerten Wohlgefühl und einem
dauerhaften Behandlungserfolg beitragen.